Neue Nutzung der Güterhallen in Solingen
Die Neue Nutzung der ehemaligen Güterhallen ist ein zentraler Baustein zur Erneuerung der südlichen Innenstadt in Solingen. Der lineare Gebäudekomplex besteht aus drei Teilbereichen. Die beiden Köpfe werden jeweils mit herausragenden, öffentlichen Nutzungen belegt. Im Westen das Plagiarius Museum und im Osten die Gaststätte Stückgut in der ehemaligen Albrechthalle. Zwischen diesen beiden markanten Bauten liegt die als Atelier- und Wohngebäude zum Selbstausbau genutzte ehemalige Güterhalle. Der den Gebäudekomplex begleitende Südpark spannt sich gleichsam zwischen diesen beiden ungleichen, aber verwandten Polen, begleitet von der zurückhaltend gestalteten baulichen Fassung durch die Güterhalle.
Güterhalle
Die Konzeption zur Umnutzung der Güterhalle folgt dem Grundsatz, die Eingriffe in die vorhandene Bausubstanz möglichst gering zu halten.
Die Hallen werden durch Trennwände in unterschiedlich große Ateliers aufgeteilt. Diese Teilung folgt dem Achssystem der Hallen. Ausgehend von der kleinsten Einheit, eine Achse breit und ca. 55 qm groß, lassen sich beliebig viele Felder addieren.
Die Aneignung und Nutzung des Ateliers wird im ersten Schritt durch eine Installationswand ermöglicht. Durch das Hinzufügen von weiteren Ausbauelementen wird dieses Grundmodul durch die jeweiligen Mieters entsprechend ihrer individuellen Bedürfnisse ergänzt.
Plagiarius Museum
Das Plagiarius Museum, in der ehemaligen Güterabfertigung angeordnet, bildet als Ergänzung des Forums für Produktdesign und der Ateliernutzungen einen wichtigen Baustein im Südpark. Dieser Bedeutung wird durch eine signifikante Neugestaltung der Giebelseite des bestehenden Gebäudes Rechnung getragen.
Ein Blickfang, das Foyerbauwerk, wird vor das bestehenden Gebäude gestellt. Dieser Baukörper folgt der bestehenden Gebäudesilhouette. Die traditionelle Hausform ist durch eine außergewöhnliche Materialwahl verfremdet und in die Zukunft transformiert. Sowohl das Dach wie die Fassade bestehen im Wesentlichen aus Kunststoff.
Die Gestaltung der Fassade ist aus dem Bild eines Fachwerks oder einer unregelmäßig geschichteten Bruchsteinmauer abgeleitet. Sie ist aus einer Vielzahl von addierten Fensterformaten zusammengesetzt, deren Rahmen silbern schimmern. Das Dach besteht aus einem kissenartigen Kunststoffmaterial. Des Nachts leuchtet dieser Baukörper von innen heraus und bildet so einen Akzent zur Albrechthalle.
Das Eingangsbauwerk beinhaltet das Museumsfoyer mit Kasse und Shop, kombiniert mit einem Sekretariatsarbeitsplatz sowie die Erschließungstreppe für den Seminarbereich im Obergeschoß. Daran anschließend befindet sich das Museum im Erdgeschoß des bestehenden Gebäudes.
Im Obergeschoß befindet sich ein Seminarraum mit einer Küche als Speiseraum sowie ein interner Büro- und Gastbereich. Die restlichen Flächen im 1. Obergeschoß werden in Verbindung mit dem Dachatelier unabhängig vom Museum genutzt.
Albrechthalle / Stückgut
In der Albrecht-Halle wird ein Ausstellungs- und Veranstaltungsort für die in der Güterhalle arbeitenden Künstler (und Gäste) geschaffen. Dieser wird ergänzt durch die Kantine, eine „Suppenküche“, adressiert an die Künstler und Gewerbetreibenden in der Nachbarschaft. Ein Ort, den man für die Mittagspause im Blaumann aufsuchen kann.
Das überaus eindrucksvolle Holztragwerk der Albrecht-Halle wird zusammen mit der hölzernen Dachschalung erhalten. Unter diesen großen Dachschirm wird ein eigenständiges Volumen gestellt, das Küche mit Theke und die Sanitärräume aufnimmt. Dieser Körper zoniert den Raum in unterschiedlich nutzbare Bereiche, dennoch bleibt der Eindruck des großen Hallenraumes unter einem bergenden Dach erhalten. Weitere, für die Nutzung erforderlichen Abstell- und Lagerflächen, werden in einem nördlich vorgelagerten Baukörper angeordnet. So konnte das Volumen des Einbaus in einem angemessenem Verhältnis zur umgebenden Halle gestaltet werden.
Der Gestaltungskanon basiert auf dem Kontrast von erkennbar authentischen, alten Bauteilen und davon klar abgesetzten, neuen Ergänzungen. Diese transformieren die tradierte Formensprache und die spezifischen Besonderheiten des Ortes in eine zeitgemäße Gestaltung.
Die Außenwand der Albrecht-Halle besteht aus einer durchscheinenden Hülle aus Profilglas mit eingelegter, transparenter Wärmedämmung. In diese sind klar verglaste Fenster- und Türflächen eingelassen. Das durch die Hülle sichtbare Dachtragwerk und ihre konstruktiv notwendige Flächengliederung durch Tragprofile ergeben eine zeitgemäße Interpretation des Themas Fachwerkbau. Je nach Tageszeit und Belichtung/Beleuchtung entsteht ein immer wieder sich veränderndes Zusammenspiel von Hülle und konstruktiven Bauteilen.
Fotografien © Tomas Riehle
Projekttyp | Neubau/Sanierung |
Bauherr | Sanierungsgesellschaft Südl. Innenstadt, Solingen |
Lage | Solingen |
Datum | 2007 |
Preise | Wettbewerb, 1. Platz, Auszeichnung guter Bauten |